Ein wütender, haltloser, poetischer Roman über das Erwachsenwerden
Für Euch gelesen von Anouk Waldenfels
Unglaublich eindrücklich und wortgewandt erzählt Giulia Caminito in ihrem Roman “Das Wasser des Sees ist niemals süß” von einer Kindheit und Jugend, die von Armut geprägt ist, aber auch von der Rebellion gegen die Eltern, von Freund*innenschaft und Anderssein, von Wut und Scham und Verlust und von kleinen Gewinnen, die sich nicht immer so anfühlen. Die Ich-Erzählerin Gaia wächst auf in Anguillara Sabazia, ein Ort außerhalb Roms am Lago Bracciano, und der Autorin gelingt es meisterhaft,
die Leser*innen in diesen Ort und die Gefühlswelt von Gaia hineinzuwerfen. Ein zartes und wütendes Buch zugleich, mit Kopfsprüngen, Fischbrunnen und Benzin-getränktem Wasser, in dem man sich als Leser*in
manchmal so fühlt wie Gaia selbst - nachts ohne Scheinwerfer eine kurvenreiche Straße entlang fahrend.