von Gray Disher, Übersetzung: Peter Torberg

Für Sie gelesen von Jörg Robbert

Ich möchte Ihnen Gary Dishers neuen Krimi "Stunde der Flut“ empfehlen. Wenn Sie den australischen Krimi-Autor noch nicht kennen sollten, dann freuen Sie sich darauf ihn zu entdecken. Schon vier mal wurde Disher mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Sein neuer Krimi ist ein sogenannter Standalone, denn neben den Serien um Constable Hirschhausen, Inspector Challi und dem Berufskriminellen Wyatt hat er immer gute Ideen für neue Geschichten und Protagonisten. Das ist eine Qualität die nur wenige Krimiautoren haben.

Darum geht’s…

Der Roman spielt in einem kleinen Küstennest in der Nähe von Melbourne. Es sind eigentlich drei Geschichte in einer. Der Protagonist ist Constable Charlie Deravin, grade vom Dienst suspendiert, weil er mit der Ermittlungsarbeit seines Vorgesetzten nicht einverstanden war und ihn gestoßen hat, so dass dieser über seinen Schreibtisch gefallen ist. Es geht um das Verschwinden von Deravins Mutter und zeitgleich das Verschwinden eines Kindes, vor 20 Jahren. Es geht um das versuchte Vertuschen einer Vergewaltigung durch einen jungen Footballspieler und einen Leichenfund bei einer Ausschachtung. Der suspendierte Deravin hat viel Zeit und nimmt ohne Erlaubnis den Fall seiner verschwundenen Mutter wieder auf, denn sein Vater wird mit dem Verschwinden in Zusammenhang gebracht. Deravin will dessen Unschuld beweisen.

Meine Lieblingsstellen sind die großartig, oft humorvoll beschriebenen Termine bei seiner Psychologin, die ihn gegen alle Widerstände zu packen versteht, weil er eben auch selbst eine Veränderung will!

Der Schreibstil ist sehr literarisch, klassisch erzählt, mit vielen Bildern von Landschaft und Natur. Gekonnt und schlüssig knüpft Disher die losen Fäden der Geschichte erst ruhig, dann nimmt die Krimihandlung Fahrt auf - atmosphärisch dicht geschrieben.

Überrascht hat mich, wie lässig Disher eine Vielzahl von Themen in die Krimhandlung hineinkomponiert: Corona, Buschfeuer, Misogynie, Deravins Familienkonflikte, und nicht zuletzt miese Cop-Culture, ein Thema das übrigens öfter bei Disher auftaucht.

 Genau das richtige ist „Stunde der Flut“, wenn Sie einen spannenden Krimi lesen möchten, der ein gute aktuelle Geschichte erzählt und das noch in einer tollen Sprache.