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Kopfüber ins Leben

Roman

Erschienen am 08.02.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442373864
Sprache: Deutsch
Umfang: 398 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.4 x 11.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Manchmal ist Freundschaft das Einzige, was einen am Leben erhält . Die Postkartenidylle eines kleinen Ortes in Queensland, Australien, findet ein jähes Ende, als Karens Mann beim Schwimmen im Meer ertrinkt. Karen und ihre Freundinnen sind zutiefst bestürzt, auch weil ihnen bewusst wird, dass keine von ihnen hätte eingreifen können. So beschließen sie, ihre gelegentlichen Aqua-Aerobic-Treffen in ein ernsthaftes Schwimmtraining umzuwandeln. Dabei werden die fünf Frauen nicht nur immer fitter und selbstsicherer, sondern beginnen auch, von ihren Träumen, Geheimnissen und Ängsten zu erzählen. Und erfahren dabei nicht nur, wie gut eine starke Schulter tun kann, sondern auch, was alles in ihnen steckt . Eine herzerwärmende Hymne an die Freundschaft, die alle Höhen und Tiefen übersteht.

Autorenportrait

Anne de Lisle hat bereits international sehr erfolgreich mehrere historische Liebesromane veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Maryborough, Queensland.

Leseprobe

Ihr müsst eure Beine bewegen! Ihr müsst mit den Beinen arbeiten! Schande. schaut euch mal an. Wie zwei Wale!« Unser Schwimmtrainer Sean steht goldbraun gebrannt und muskulös am Beckenrand, beugt sich nach vorne und ruft: »Noch mal dreißig Sekunden! Los.! Los.! Los.!« Meine Beine schmerzen, meine Lungen sind kurz davor zu explodieren. Sie denken jetzt wahrscheinlich, ich lege mich gerade beim Olympia-Finale ins Zeug, aber lassen Sie sich nicht täuschen. Das, was ich hier mache, kann man nicht wirklich schwimmen nennen. Laura und ich wippen am Rand des Pools und machen zum Geplärre von Shania Twains Man! I feel like a woman! schnelle Radfahrbewegungen. Über Wasser gehalten werden wir durch unter den Arm geklemmte zwei-Liter-Milchplastikflaschen, die eine nicht gerade ermutigende Ähnlichkeit mit Form und Farbe meiner Oberschenkel haben. Sean nennt uns Wale. Ich denke lieber an Pudding oder Hüttenkäse als an Walspeck. Wenn's um meinen Körper geht, halte ich Vergleiche mit Milchprodukten für die deutlich besseren Metaphern. »Okay, okay, meine Damen.« Sean widmet gnädigerweise für einen Moment anderen Dingen seine Aufmerksamkeit. Laura und ich hören auf zu strampeln. Unsere gequälten Beine hängen träge unter der Wasseroberfläche, das Wasser plätschert gegen das Kinn. Ich bin selbst zum Reden zu erschöpft und dankbar für die Milchflaschen, ohne die ich absaufen würde wie ein Stein. Wir schauen uns kurz in die Augen, im Leiden vereint. Seit drei Wochen nehmen wir jetzt schon zweimal wöchentlich an der Wasseraerobic teil, wobei es die Freude an der Bewegung noch zu entdecken gilt, genau wie einen Badeanzug, der sich nicht in unsere fetten Stellen gräbt und sie dadurch anschwellen lässt. Ohne Laura würden mich keine zehn Pferde hierherbringen. Sie besitzt eine Zielstrebigkeit und Energie, die mir völlig abgehen. Um hier um sechs auf der Matte zu stehen, muss ich um fünf Uhr morgens raus, Vesperboxen für die Zwillinge füllen, eine Tasse Tee trinken, ein bisschen frühstücken, Klamotten zum Wechseln einpacken und zwanzig Minuten mit dem Auto über kurvige Bergstraßen zum Soldier's Memorial Swimming Pool im Herzen unserer Hügelstadt Macclesfield kurven. »Okay, meine Damen.« Sean hat uns wieder im Visier. Wir weichen zurück und würden uns am liebsten in unseren Milchflaschen verstecken. »Zeit zum Abkühlen.« Ah. Zeit zum Abkühlen. Welch süßen Klang diese Worte in sich tragen. Zeit zum Abkühlen bedeutet sanfte, einfache Dehnbewegungen und gleichzeitig die Chance, sich daran zu ergötzen, wie sehr man sich doch angestrengt hat. Es heißt auf dem Rücken treiben und zusehen, wie die Morgensonne die Wipfel der Palmen vergoldet, die den Pool umgeben. Meine Muskeln entspannen sich in freudiger Erwartung. »Ihr gebt mir eure Milchflaschen rauf und schwimmt noch eine Runde Freistil bis zum seichten Ende. Das sollte heute zur Abkühlung reichen.« Stille. Wir verharren regungslos. Ich nehme das Plätschern des Wassers gegen mein Kinn wahr und nur ganz entfernt den Turm, der vor mir emporragt und in Wirklichkeit ein genervter, hundert Kilo schwerer junger Mann ist. »Meine Damen. bitte.« Mein Griff um die Milchflaschen wird fester. Sean wird ungeduldiger. Meuterei ist er in seinem Schwimmkurs wahrscheinlich nicht gewöhnt. »Ich bin noch nie gekrault«, sage ich mit - wie ich hoffe - selbstbewusster Stimme. »Können wir stattdessen nicht einfach brustschwimmen?« Sonnengebleichte Augenbrauen bilden eine strenge, harte Linie. »Das hat keinen sportlichen Nutzen.« »Aber ich kann nicht kraulen«, jammere ich und schaue zu Laura. »Wie schaut's bei dir aus?« »Genauso. Das Konzept ist an sich klar. Man muss nur mit den Beinen treten und mit den Armen strampeln, oder?« »Kein Ding, vorausgesetzt, man kann sich zur selben Zeit auf den Kopf klopfen und den Bauch reiben.« Unser Blick schweift auf die andere Seite des Pools, der mit parallelen Seilen abgesteckt ist. Dort verbringen die wahren Athleten ihren Morgen, ziehen ihre Bahnen, durch

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