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Meine Antonia

Roman

Erschienen am 02.11.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442739981
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Wiederentdeckung einer großen, zeitlosen Erzählerin Antonia, ein junges böhmisches Mädchen, wandert 1880 mit ihren Eltern nach Amerika aus. In der Steppe von Nebraska erwartet sie ein äußerst karges Leben, und schon bald muss sie für den Lebensunterhalt ihrer ganzen Familie aufkommen. Doch Antonia ist klug, zielstrebig und schön. Wild entschlossen nimmt sie ihr Schicksal in die Hand. Eine unsentimentale, meisterhaft erzählte Hommage an eine grandiose Natur und an jene Menschen, die in der Neuen Welt für ein freies Leben aus eigener Kraft kämpften.

Autorenportrait

Als Achtjährige übersiedelte Willa Cather (1873-1947) mit ihren Eltern von Virginia nach Nebraska, wo sie mit der unermesslichen Prärie, aber auch mit den dortigen Einwanderern aus der Alten Welt Bekanntschaft schloss. Diese Erfahrungen eines Neben- und Miteinander verschiedener Ethnien, Religionen und Kulturen prägten sie tief. Obwohl sie als Lehrerin, Redakteurin und später als erfolgreiche Schriftstellerin vor allem in New York lebte, spielen ihre Werke meist in der heroischen Weite der Prärie des amerikanischen Westens und Südwestens, der sie so ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Willa Cather erhielt den Pulitzer-Preis und gilt als eine der großen amerikanischen Erzählerinnen.

Leseprobe

Als ich letzten Sommer während einer heftigen Hitzewelle mit dem Zug durch die Ebenen Iowas fuhr, hatte ich das Glück, gemeinsam mit James Quayle Burden zu reisen - Jim Burden, wie wir ihn im Westen noch immer nennen. Er und ich sind alte Freunde - wir sind in derselben Kleinstadt in Nebraska zusammen aufgewachsen -, und wir hatten uns viel zu erzählen. Während der Zug die endlosen Meilen reifen Weizens durchschnitt, vorbei an ländlichen Städtchen, leuchtend bunt blühenden Wiesen und kleinen Eichenwäldern, deren Laub in der Sonne welkte, saßen wir im Panoramawagen; das Holz fühlte sich heiß an, und alles war dick mit rotem Staub überzogen. Der Staub und die Hitze, der sengende Wind, all das ließ viele Erinnerungen in uns wach werden. Wir sprachen darüber, wie es ist, seine Kindheit in solchen kleinen Städten zu verbringen, begraben unter Weizen und Mais, in stetem Kampf gegen die Kapriolen des Wetters: in den glühend heißen Sommern, wenn das Land grün und wogend unter einem strahlend blauen Himmel liegt, wenn die üppige Pflanzenwelt einen schier erstickt mit den Farben und Gerüchen des wuchernden Unkrauts und der reichen Ernten; in den stürmischen, schneearmen Wintern, wenn das ganze Land grau und kahl gefegt ist wie Eisenblech. Wir waren uns einig, dass niemand, der nicht in einer kleinen Präriestadt aufgewachsen ist, auch nur das Geringste darüber wissen kann. Es sei wie eine eingeschworene Gemeinschaft, sagten wir.Obwohl Jim Burden und ich alte Freunde sind und beide in New York wohnen, sehe ich ihn dort nicht oft. Er arbeitet als Rechtsbeistand für eines der großen Eisenbahnunternehmen im Westen, und manchmal ist er wochenlang nicht in seinem New Yorker Büro. Das ist einer der Gründe, weshalb wir uns so selten treffen. Ein anderer ist, dass ich seine Frau nicht mag.Als Jim noch ein unbekannter junger Rechtsanwalt war, der darum kämpfte, sich in New York durchzusetzen, wurde seine Karriere plötzlich durch eine glänzende Verbindung vorangebracht. Genevieve Whitney war die einzige Tochter einer hochrangigen Persönlichkeit. Ihre Vermählung mit dem jungen Burden gab damals Anlass zu allerlei Klatsch und Tratsch. Man erzählte sich, ihr Vetter, Rutland Whitney, habe sie auf schändliche Weise sitzen lassen, und diesen Unbekannten aus dem Westen heirate sie aus einer bloßen Laune heraus. Schon damals war sie ein ruheloses, dickköpfiges Mädchen gewesen, das seine Freunde gern verblüffte. Auch später, nachdem ich sie kennengelernt hatte, war sie immer wieder für Überraschungen gut. Sie stellte eines ihrer Stadthäuser den Suffragetten als Hauptquartier zur Verfügung, inszenierte eines ihrer Stücke am Princess Theater*, wurde festgenommen, als sie während eines Streiks der Textilarbeiter demonstrierte, und so fort. Ich habe noch nie so recht daran geglaubt, dass sie für die Dinge, denen sie ihren Namen und ihr flüchtiges Interesse leiht, echte Anteilnahme aufbringt. Sie ist attraktiv, energiegeladen und tatkräftig, doch für mich hat es den Anschein, als wäre sie durch nichts zu beeindrucken und schon von ihrer Veranlagung her unfähig zu jeder Begeisterung. Ich vermute, dass sie über die harmlosen Schwärmereien ihres Gatten ziemlich aufgebracht ist, stattdessen hält sie es für lohnend, als Gönnerin einer Gruppe junger Dichter und Maler aufzutreten, die sich durch fortschrittliche Ideen und recht mittelmäßiges Talent auszeichnen. Sie hat ihr eigenes Vermögen und lebt ihr eigenes Leben. Aus irgendeinem Grund möchte sie Mrs. James Burden bleiben.Was Jim anbelangt, so hatten die Enttäuschungen des Lebens seine von Natur aus romantische, leidenschaftliche Art nicht dämpfen können. Diese Leidenschaftlichkeit, die ihn als Jungen oftmals sehr komisch wirken ließ, war eine der wichtigsten Grundlagen seines Erfolgs. Er hängt mit ganzem Herzen an diesem großartigen Land, durch das kreuz und quer die Räder seiner Eisenbahn rattern. Sein Glaube an und sein Wissen über das Land haben eine bedeutende Rolle bei dessen Erschließung gespielt. Immer wiede Leseprobe

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