0

Krieg der Sänger

Roman

Erschienen am 16.07.2013
Auch erhältlich als:
11,00 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492302890
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 19.1 x 12.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Autorenportrait

Robert Löhr, geboren 1973, ausgebildeter Journalist und Drehbuchautor, lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und Theaterstücken verfasste er die Romane 'Der Schachautomat', 'Das Erlkönig-Manöver', 'Das Hamlet-Komplott', 'Krieg der Sänger' und 'Erika Mustermann'. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt.

Leseprobe

Dies Buch gehört der Wartburg.   NARRATIONIS PERSONAE   Walther von der Vogelweide Bertolt, sein Singerknabe   Wolfram von Eschenbach Friedrich, sein Knappe Johann, sein Singerknabe   Reinmar von Hagenau Klara, seine Führerin   Heinrich von Weißensee Dietrich, sein Adlatus   Heinrich von Ofterdingen Rupert, sein Knappe Konrad, sein Singerknabe   Biterolf von Stillaha   Landgraf Hermann von Thüringen Sophia von Thüringen Irmgard, Hermann, Ludwig und Heinrich Raspe, ihre Kinder   Gerhard Atze Walther von Vargula Egenolf von Bendeleben Franz von Eckartsberga Reinhard von Mühlberg Eckart von Wartburg Günther von Schlotheim, thüringische Ritter   Rüdiger, Fleischhauer Agnes, Amme Rumolt und Gregor, Knechte Meister Stempfel, Henker aus Eisenach   PROLOG   Martin Luther hatte kaum mit der Übersetzung des Matthäus-Evangeliums begonnen, da erschien ihm der Teufel. Er entsprach in allen Belangen dem Bild, das sich Luther von ihm gemacht hatte. Für Luther war der unerwünschte Besuch zwar ein Schreck, aber keine vollkommene Überraschung, hatte sich die Anwesenheit des Teufels doch schon zuvor offenbart: durch gespenstisches Gepolter auf den Treppen vor Luthers Stube, durch einen Schwarm Schmeißfliegen, der ihn von seiner Arbeit abzulenken suchte, und durch die Haselnüsse, die eines Nachts in ihrem Sack rasselten und hüpften, als wären sie lebendig. Während ihn der Teufel höflich, ja beinahe freundlich und bei seinem Namen nannte und grüßte, erwog Luther, nach Hilfe zu rufen. Aber der Winterwind pfiff so laut um die Wartburg, dass ihn vermutlich niemand gehört hätte, und selbst wenn: Es war die Thomasnacht, die längste, finsterste Nacht des Jahres, die man tunlichst in seinen eigenen vier Wänden verbrachte, weil die Vorhölle offen steht und die Leichen sich aus ihren Gräbern befreien. Es hätte also eh niemand seine Kammer verlassen, um Luther zu helfen. Und fliehen konnte er nicht, denn zwischen ihm und der einzigen Tür nach draußen stand er, der Teufel. Also griff Luther kurzerhand nach dem Tintenfass, das vor ihm auf dem Tisch zwischen der griechischen und der lateinischen Bibel stand, und schleuderte es gegen den Leibhaftigen, als dieser in den Raum trat. Der Teufel duckte sich unter dem Geschoss weg. Das Fass zerschellte an der gegenüberliegenden Wand neben dem Ofen. Nachdem sie beide für einen Augenblick den so entstandenen Fleck auf der kalkweißen Wand betrachtet hatten, eine Spinne mit tausend Beinen, drehte sich der Teufel kopfschüttelnd zu Luther um und sagte: 'Was für ein hässliches Willkommen.' 'Weg mit dir, Satan!', rief Luther, indem er das Zeichen des Kreuzes schlug. 'Ich bete Gott an, und ihm allein diene ich!' 'Dem sei, wie ihm wolle', erwiderte der Schwarze, 'aber ich habe dir bislang nichts getan, als dich freundlich zu grüßen, weshalb ich nicht verstehe, warum du mit Tinte nach mir wirfst.' 'Um dich zu vertreiben, du Sohn der Verdammnis!' 'Ich verstehe. Und dafür, meinst du, genügt ein einfaches Tintenfass?' Während Luther nach einer Antwort suchte, schritt sein Gast durch die kleine Stube, die nunmehr seit einem halben Jahr Luthers Bleibe war in seinem Asyl auf der Wartburg; er betrachtete Luthers Bettnische, seinen wenigen Hausrat und die Flöte, die von einem Nagel an der Wand hing; schaute durch eines der beiden Fenster in die tintenschwarze Nacht; tat, als ob er sich die Hände an den Kacheln des Ofens wärmte und blieb schließlich hinter dem Tisch stehen, auf dem zahlreiche dicht beschriebene Papiere lagen, dazu Vulgata und griechisches Neues Testament, zwei Kerzen, einige Federkiele und ehemals ein Tintenfass. Er nahm ein Blatt auf und las die Passage, die Luther zuletzt geschrieben hatte. 'Schau an, schau an: Jesus in der Wüste', sagte er. 'Das hast du schön geschrieben. Kraftvoll und prägnant.' Schon wollte sich Luther für das Lob bedanken, da besann er sich eines Besseren und fragte: 'Was willst du von mir?' 'Ich weiß um deine So

Weitere Artikel aus der Kategorie "Belletristik/Historische Romane, Erzählungen"

Alle Artikel anzeigen

Andere Kunden kauften auch