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Todeskabinett

Kriminalroman, Michael-Schöne-Reihe 3

Erschienen am 10.06.2014
9,99 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492305082
Sprache: Deutsch
Umfang: 391 S.
Format (T/L/B): 3 x 19 x 12.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Autorenportrait

Stefan Holtkötter, geboren 1973 in Münster, wuchs auf einem Bauernhof in Westfalen auf. Er studierte Sozialpädagogik, war einige Jahre als Sozialarbeiter beim Jugendamt und in der Erwachsenenbildung tätig und lebt heute, neben seiner Tätigkeit als Motivationstrainer und Berater für Arbeitslose, als freier Autor in Berlin. Holtkötter hat schon zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht, unter anderem die erfolgreiche Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard Hambrock und die atmosphärische und temporeiche Reihe um den Berliner Kommissar Michael Schöne.

Leseprobe

1     Die junge Frau stieg aus der letzten U-Bahn, die unweit des Grunewalds in den Bahnhof Onkel Toms Hütte einfuhr. Das fahle Licht der Neonröhren zeichnete tiefe Schatten in ihr Gesicht, und sie war froh, allein auf dem Bahnsteig zu sein. Bestimmt sehe ich schrecklich aus in diesem Licht, dachte sie. Ihre Haut würde glänzen und ihr Gesicht rund und speckig wirken. Da konnte ihre Mutter hundertmal sagen, sie sei nicht dick. Sie sah doch die Fettrollen, die unter ihrem Top hervorquollen. Sie war doch nicht blöd. Der Zug fuhr weiter, und auf dem Bahnsteig wurde es still. Sie fühlte sich müde und auf unangenehme Weise betrunken. Es war eine furchtbare Party gewesen. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb hatte sie zu viel getrunken. Ihre Klassenkameradinnen hatten die ganze Zeit Bowle nachgeschenkt, süßes und klebriges Zeug, in dem schwere Dosenfrüchte schwammen. Ihr war übel. Sie stellte sich auf die Rolltreppe und starrte die schmutzig grünen Wandfliesen an. Es war immer das Gleiche, und sie konnte nichts dagegen tun. Warum glaubte sie, dass etwas nicht in Ordnung sei, sobald kein Junge da war, der versuchte seine Hand unter ihr Top zu schieben? Warum glaubte sie, nichts wert zu sein, wenn sich an einem Abend keiner offenkundig für sie interessierte? Es war falsch, so zu denken, das wusste sie. Aber sie konnte nicht anders. Kevin war auf der Party gewesen. Er hatte nach schalem Bier gerochen, und sie hatte sich beeilt, ihn zu küssen, in der Hoffnung, dass sie den Gestank dann nicht mehr bemerken würde. Sie hatte ihm versprochen, mit zu ihm nach Hause zu fahren, heute Nacht. Aber dann war Kevin plötzlich weg gewesen, und sie musste eine Weile nach ihm suchen, bis sie ihn bei seinen Kumpels fand. Da war er so betrunken, dass ihm sogar das Sprechen schwerfiel. Er hatte sie längst vergessen. Sie verließ die U-Bahn-Station und trat auf die ausgestorbene Straße. Es war Ende September, und die Nächte wurden schon empfindlich kühl. Sie fror. Lange würde es nicht mehr dauern bis zum ersten Frost. Ihr Fahrrad lehnte an einem Blumenladen. Sie öffnete das Schloss und fuhr los. Der Weg führte durch den Grunewald, doch das störte sie nicht. Sie mochte es, auf dem Rad zu sitzen und an den dunklen Sträuchern vorbeizufahren. Dann konnte sie sich treiben lassen. An nichts mehr denken, nichts mehr fühlen. An den Birken bog sie in den Schotterweg ein. Das Licht der Laternen reichte nicht weit, es wurde dunkel. Der Mann kam aus dem Nichts. Er sprang aus den Büschen, so plötzlich, dass sie gar nicht begriff, was passierte. Dann spürte sie Sand und dürres Gras im Mund, das Rad lag neben ihr. Der Mann packte sie, er riss sie herum, war dicht über ihr, atmete schwer. Sein Gesicht war eine schwarze Fläche. Er zerrte an ihren Handgelenken und schleifte sie über den Weg zu den Büschen. Nicht ins Gebüsch. Nicht ins Gebüsch. Ihr Top rutschte hoch, Schottersteinchen ritzten in ihre Haut. Sie hörte einen Schrei, doch es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass sie selbst es war, die geschrien hatte. Noch einen Meter, dann würde sie unter dem Blätterdach am Wegesrand verschwunden sein. Es war der Geruch, ging ihr durch den Kopf. Er kam ihr vertraut vor. Fauligsüß und muffig, als habe der Mann seine Wäsche zu lang in der Trommel gelassen. Kein Deo, kein Rasierwasser. Nur muffige Kleidung und kalter Schweiß. Dann war er über ihr. Seine Hände zerrten gierig an ihrer Kleidung, tasteten über ihre Brüste, pressten sich tief in ihren Schritt. Sie wand sich. Eine widerliche Erektion drückte sich durch seine Hose gegen ihren Schenkel. Sie schrie wieder. 'Lassen Sie die Frau los!' Eine Männerstimme, aus Richtung der U-Bahn-Haltestelle. Der Angreifer erstarrte. 'Lassen Sie die Frau los! Ich rufe die Polizei!' Der Mann sprang auf und flüchtete in die Büsche. So schnell er aufgetaucht war, so schnell war er wieder verschwunden. Als hätte es ihn nie gegeben. Sie war frei. 'Geht es Ihnen gut?', rief die Stimme. 'Soll ich einen Arzt holen?' Sie schütt

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