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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783896672728
Sprache: Deutsch
Umfang: 794 S.
Format (T/L/B): 4.7 x 23.2 x 16 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Applaus erfüllt den Saal, als Charlotte zum Podium hochsteigt. Gerade wurde verkündet, dass sie als Erste aus ihrem 900-Seelen-Dorf ein Stipendium für die Dupont University erhält. Endlich wird das hoch begabte Mädchen in den Olymp des Wissens aufgenommen. Doch statt des ersehnten Lebens in einer Welt des Geistes findet sie sich in einem Mahlstrom aus Saufgelagen und sexuellen Ausschweifungen. ICH BIN CHARLOTTE SIMMONS ist ein brillanter Campusroman voller polemischer Spannung, Witz und Verve - und eine aktuelle Bestandsaufnahme des janusköpfigen Amerika, in dem die konservativen Kräfte gegen die liberalen antreten. 'Charlotte, du bist dazu bestimmt, Großes zu tun', prophezeit ihr die Lehrerin. Und das hübsche Mädchen vollbringt Großes: Sie schließt die Highschool in ihrem winzigen Nest in den Blue Ridge Mountains als Beste ab und erhält ein Stipendium für Dupont in Pennsylvania. Charlotte ist überglücklich, endlich darf sie in das Paradies der Gelehrsamkeit ziehen. An dieser bedeutendsten Universität des Landes wird sie erstmals auf Gleichgesinnte treffen, die wie sie die Welt zu durchdringen suchen. Doch kaum hat sie voller Idealismus ihr Studium begonnen, wird ihr klar, was an diesem Olymp des Wissens wirklich zählt: schicke Klamotten, sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen und natürlich Sex. In ihrer Naivität hätte Charlotte das nie für möglich gehalten, denn sie - ganz die Tochter ihrer religiösen Mutter - ist selbstverständlich noch Jungfrau. Doch schon bald umwerben sie drei Männer: ein verkopfter 'Nerd', der die Welt revolutionieren möchte; ein 'Anabolika-Trottel', der einzige weiße Basketballspieler im Uni-Team; und ein auf seinen Vorteil bedachter Schönling. Charlotte erwählt den Falschen - und braucht lange, um wie ein Phönix aus der Asche ihres Selbstverlusts aufzusteigen. Tom Wolfe, Amerikas Mr. Zeitgeist, legt in diesem rasanten und überaus amüsanten Campusroman den gegenwärtig in den USA tobenden Kulturkampf zwischen dem Konservatismus im Süden und dem Liberalismus an der Ost- und Westküste bloß, präzise, schonungslos und voller Allgemeingültigkeit. ICH BIN CHARLOTTE SIMMONS ist nichts weniger als eine 'Great American Novel', verfasst in einer atemlos genialischen Sprache.

Leseprobe

Victor Ransome Starling (U.S.), Träger des Nobelpreises in den Biologischen Wissenschaften 1997. Als achtundzwanzigjähriger Assistenzprofessor der Psychologie an der Dupont University führte Starling 1983 ein Experiment durch, bei dem er zusammen mit einem Mitarbeiter dreißig Katzen die Amygdala entfernte, eine mandelförmige Struktur in der grauen Substanz des Großhirns, die bei höheren Säugetieren Gefühle steuert. Es war bekannt, dass die Tiere nach einem solchen Eingriff hilflos von einem unangemessenen Affekt in den nächsten fallen, in Lethargie, wo Angst am Platze wäre, Unterwürfigkeit, wo Imponiergehabe geboten wäre, sexuelle Erregung, wo es nichts gibt, was ein gesundes Tier stimulieren könnte. Starlings amygdalektomierte Katzen dagegen verfielen in einen hypermanischen Zustand extremer sexueller Erregung. Sie versuchten ekstatisch zu kopulieren, eine besprang die andere und wurde ihrerseits besprungen, wodurch sich Ketten (ugs. 'Gänseblümchenketten') von bis zu drei Metern Länge bildeten. Starling zog einen Kollegen als Berater hinzu. Die dreißig präparierten Katzen waren mit dreißig normalen Tieren einer Kontrollgruppe im selben Raum untergebracht, jede Katze in einem Käfig für sich. Starling öffnete ein paar Käfige, damit die amygdalektomierten Katzen zusammenkommen konnten. Die erste freigelassene Katze stürzte aus dem Käfig direkt auf den Besucher, umklammerte sein Fußgelenk mit den Vorderpfoten und rieb ihm das Becken in konvulsiven Zuckungen über den Schuh. Starling mutmaßte, der Ledergeruch könnte das erregte Tier verleitet haben, den Schuh mit einem Artgenossen zu verwechseln. Woraufhin der Assistent sagte: 'Aber Professor Starling, das ist ein Tier aus der Kontrollgruppe.' Auf diesen Augenblick geht eine Entdeckung zurück, die das Verständnis tierischen und menschlichen Verhaltens radikal veränderte: die Existenz - ja, die Allgegenwart - 'kultureller Parastimuli'. Die Katzen der Kontrollgruppe hatten den ektomierten Katzen von ihren Käfigen aus zusehen können. Über Wochen hinweg waren sie dieser Atmosphäre hypermanischer sexueller Obsession so intensiv ausgesetzt gewesen, dass ein Verhalten, das man bei den Katzen der Versuchsgruppe durch den Eingriff bewirkt hatte, bei der Kontrollgruppe ohne jede äußere Einwirkung hervorgerufen worden war. Starling hatte entdeckt, dass ein intensiver sozialer oder 'kultureller' Einfluss von außen, und sei er noch so abnorm, nach gewisser Zeit die genetisch determinierten Reaktionen absolut normaler, gesunder Tiere außer Kraft setzen konnte. Vierzehn Jahre später bekam Starling als zwanzigstes Mitglied des Dupont-Kollegiums den Nobelpreis verliehen. Simon McGough und Sebastian J.R. Sloane (Hrsg.): Lexikon der Nobelpreisträger. 3. Aufl. Oxford und New York: Oxford University Press, 2001, S. 512. Prolog Der DupontMann Sobald die Tür aufging, brandete das Getöse von Swarm, der Band, die oben im Saal ihr Konzert gab, in die Herrentoilette, brach sich auf Spiegeln und keramischen Oberflächen zu doppelter Lautstärke. Dann zog ein hydraulisches Scharnier die Tür zu, und man hörte wieder die Studenten an den Urinalen, die, berauscht von Bier und ihrer eigenen Jugend, Witze machten oder zumindest Lärm. Zwei von ihnen fanden es wahnsinnig lustig, mit den Händen vor den Fotozellen herumzuwedeln, um die Spülung der Urinale am Laufen zu halten. Der eine rief dem anderen zu: 'Wieso Nutte? Mir hat sie gesagt, sie ist refloriert worden!' Sie prusteten beide los. 'Das hat sie gesagt? Re-floriert?' 'Ja! Reflorierte Jungfrau oder unbefleckte Wiedergeburt oder irgend so 'n Scheiß!' 'Vielleicht meint sie, so was kommt von der Pille danach!' Wieder prusteten sie los. Sie hatten jenes Stadium an einem studentischen Abend erreicht, in dem alles umso witziger erscheint, je lauter man es herausbrüllt. Die Urinale spülten, die Jungen kriegten sich nicht ein über ihren geistreichen Humor, und irgendwo in der langen Reihe der WC-Kabinen übergab sich jemand. Dann flog die Leseprobe

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